Ein neues Gewand für meinen 470er

Ein neues Gewand für meinen 470er

 
Nachdem meine bisher genutzte Flachpersenning aufgrund von Wetter und Witterung den Geist aufgegeben hat, musste eine neue Persenning her. Bestellt hatte ich sie schon vor einigen Wochen, aber die Herstellung braucht seine Zeit – denn die Persenning ist handvermessen und vollständig mit Hand zusammengenäht. 
 
Um die Nicht-Segler unter uns aufzuklären: 
Eine Persenning ist im Prinzip eine Wasserundurchlässige planenartige Abdeckung für Boote, die das Boot vor äußeren Einwirkungen (Wind, Regen, Sonne bzw. UV-Strahlung) schützen soll.
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Die neue Mast-umfassende Persenning angelegt am 470er
© 2013 by nugaxstruxi
 
Seit Samstag war das gute Stück abholbereit. Da die Regatta am Samstag erheblich später begann, als es geplant war, hatte ich danach keine Gelegenheit mehr, die Persenning abzuholen. Sonntag war es dann so weit: Beim Fachgeschäft Boot & Sport in Steinhude habe ich gegen Mittag die Persenning abgeholt und bin auf einem Weg zum Boot gefahren. Die neue Persenning macht wirklich was her!
Die Wanten wurden bei der Persenning durch Aussparungen frei gelassen – ebenso, wie die Trapezvorrichtung. Das ist durchaus sinnvoll, manchmal wird allerdings die Trapezvorrichtung auch über die Want-Aussparung herausgeführt. Dabei entsteht allerdings mehr Spannung, was zu einer höheren Materialermüdung führt. Optimal gelöst!
 
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Aussparungen für die Wanten und die Trapezvorrichtung
auf Steuerbordseite ©2013 by nugaxstruxi
Die Persenning wird am Mast hochgebunden und an der Backbordseite mit Metallclipsen geschlossen. Auch auf dieser Seite sind Aussparungen für Want und Trapezvorrichtung eingeplant und umgesetzt worden. Wichtig war mir, dass die Clipse aus Metall (Edelstahl) sind und fest angenäht sitzen. Das ist bei der neuen Persenning der Fall.
 
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Seitlicher Verschluss der Persenning (Backbord)
©2013 by nugaxstruxi
Der Stoff der Persenning ist atmungsaktiv und wirkt dem Ansammeln von Feuchtigkeit im Cockpit oder auf dem Vorschiff entgegen. Bei der Persenning, die im Hintergrund auf dem Boot nebenan sichtbar ist (420er) , ist dieser Umstand nicht gegeben. Die Persenning meines Standplatznachbarn besteht aus einer Art LKW-Plane, unter der sich schnell Wasseransammlungen bilden. 
 
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Großfallkausch, um Wasserbecken auf dem Boot zu vermeiden
©2013 by nugaxstruxi
Damit sich auf der  Persenning keine Wasseransammlungen bei Regen bilden, habe ich eine Kausch für das Großfall einarbeiten lassen. So kann das Wasser stets abfließen und es kommt nicht zur Algenbildung im “Persenningregensee”. Das Großfall wird bloß etwas durchgesetzt und auf Spannung gehalten, damit die Lösung wind- und wetterfest bleibt.
 
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Eingenähte Gewichte im Saum der Persenning
©2013 by nugaxstruxi
Damit die Persenning auch bei stärkerem Wind dort bleibt, wo sie hingehört, habe ich Gewichte in den Saum einarbeiten lassen. Das lästige “unterbinden” des Rumpfes, wie es bei den preisgünstigeren Persenningvarianten üblich ist, entfällt so. Das erspart viel Zeit und Nerven beim Auf- und Abriggen des Bootes.
 
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“LIKE!” zur neuen Persenning
©2013 by nugaxstruxi
Das gibt ein ganz klares “Gefällt mir”! Nicht jede Persenning ist so komfortabel und qualitativ hochwertig verarbeitet. 
Der Anschaffungspreis der Persenning ist nicht gerade niedrig, allerdings sind solche Persenninge meist sehr langlebig, was den Preis relativiert. 
 
An dieser Stelle möchte ich den Segelmacher, Herrn Büsselberg eindeutig für seine gute Arbeit und das qualitativ hochwertige Ergebnis bedanken. Herr Büsselberg ist einer der wenigen, verbliebenen Segelmacher in der Region Hannover. Das Handwerk ist in Fachkreisen sehr begehrt, droht allerdings aufgrund von Desinteresse seitens der potentiellen neuen Auszubildenden auszusterben. 
 
Für Segler ist der Umstand noch ungünstiger, als für Wind- oder Kitesurfer, da die Materialien dieser Wassersportarten meist mittlerweile industriell gefertigt werden. Wenn einer von Euch Lesern einen potentiellen Interessenten für das Handwerk kennt, der bald eine Berufsausbildung beginnen möchte, schreibt mich an (Kommentar des Posts, über das Kontaktformular in der Sidebar, per Mail oder per twitter). Gerne vermittle ich den Kontakt weiter, um das heutzutage rare Handwerk neu zu beleben.
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Platt ist platt…©2013 by nugaxstruxi
Leider hat sich gezeigt, dass sich die neuen Reifen am Handwagen des Bootes als nicht sehr robust herausgestellt haben: Nach gut zwei Monaten sind beide Reifen platt und das Bewegen des Bootes ist erheblich schwergängiger geworden. Beim nächsten Besuch vor Ort wird das Boot vorerst auf Steinen geparkt und die Reifen reklamiert. Vermutlich ist nur der Schlauch oder das Ventil defekt, allerdings lassen sich diese Reifenmäntel nicht einfach ohne Spezialwerkzeug herunterziehen. Ein Umtausch im Bauhaus wird die kürzeste Variante sein. Ärgerlich ist der Umstand allemal.
 
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Blick auf das Steinhuder Meer ©2013 by nugaxstruxi
Eine Entschädigung für die platten Reifen bietet aber die Landschaft kurz darauf. Ein herrliches Wolkenkuddelmuddel hat sich gebildet und wird wunderschön von der Wasseroberfläche reflektiert. Solche Anblicke sind auf dem Steinhuder Meer nicht besonders selten – aber jedes Mal einzigartig.

 

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Blick von der Promenade in Steinhude Richtung Hagenburg
©2013 by nugaxstruxi
 
In diesem Sinne verabschiede ich mich vorerst und wünsche Euch eine angenehme Woche und stets eine handbreit Wasser unter dem Kiel!
– nugaxstruxi
Alle Fotos sind vom Autor des Blogs selbst erstellt und unterliegen dem Copyright.
©2013 by nugaxstruxi
 

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