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Das klassisch-vermaschte Netzwerk |
Firechat für iOS: Schlicht und funktional
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Einfacher Login mit Nickname |
Nach dem kostenlosen Download aus dem App-Store erhält man nach einem Splashscreen mit dem bunt aufbereiteten Werbeversprechen eine simple Login-Seite, die nur einen Nickname verlangt. Für Leute, die die Anonymität suchen, ist das sicherlich interessant, allerdings kann es so auch schnell zum Missbrauch der Einfachheit kommen, indem beispielsweise Betrüger sich als vertrauenswürdige Person ausgeben und sich so nach und nach ein ziemlich genaues Bild vom Opfer machen können bis sie zuschlagen.
Diese Simplicity ist ein großer Vorteil – denn der Anwender muss sich nicht mit kryptischen Begriffen, nervigen Captchas und ähnlichen Hindernissen plagen. Einen String aus mehreren Zeichen, bei denen der eigenen Kreativität keine Grenzen gesetzt sind, wird ein Anwender sich noch überlegen können.
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Simpler, aufgeräumter Mainscreen |
Hat man diese unüberwindbare Hürde geschafft, landet man in einem sehr übersichtlich gehaltenen Mainscreen, der das typische Zahnrad zum Anpassen der Einstellungen, ein Plus in der unteren rechten Bildschirmecke zum Hinzufügen neuer Chats, dem gewohnten Bearbeiten-Button rechts oben und aktive Chats beinhaltet. Im Gegensatz zu Messengern wie Whatsapp oder Threema gibt es hier den zusätzlichen Menüpunkt „In der Nähe„.
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Eröffnen einer neuen Konversation |
Möchte man nun einen neuen Chat starten und berührt das + unterhalb des Konversationsbereichs, erhält man eine ähnlich simpel gehaltene Maske, die nur den Ziel-Namen des Chat-Gegenüber verlangt. Simpel und ausreichend für eine anonyme Konversation.
Das gleiche, schlicht aber sehr spärlich gehaltene Design mit ebenso wenig Menüpunkten findet sich erstaunlicherweise auch im Einstellungsmenü wieder. Da bieten andere Messenger deutlich mehr Komfort und Personalisierbarkeit.
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Einstellungen: Ziemlich wenig |
Wenn die App etwas ausgereifter ist, gehe ich davon aus, dass Standard-Messenger-Funktionen, wie ein personalisierbarer Avatar oder ein Profilbild, Anpassungen für Schriftlayout, Benachrichtigungen und ähnliche Features nach und nach in die App „reinwachsen“. Falls das nicht geschieht, wird das Projekt denke ich relativ schnell floppen, weil die Anwender mittlerweile mit mehr Luxus verwöhnt wurden.
Das Kommunikations-Konzept ist durchaus interessant und weicht von der 0815-App ab, die Umsetzung ist bisher nur mit viel Wohlwollen als gelungen zu bezeichnen. Da Nahfeldkommunikation via Bluetooth & NFC nach wie vor viel Strom und somit Akkulaufzeiteinbußen bedeutet, könnte grade auf Reisen der ein oder andere darauf verzichten, wenn er kein mobiles Ladegerät mit hat und an einem Platz sitzt, der auch über den entsprechenden 220V-Anschluss verfügt. Mehr als einen witzigen Zeitvertreib sehe ich momentan noch nicht in Firechat – aber ich lasse mich gerne mit der Zeit eines Besseren belehren.
Der Hype um P2P-Netze und Local Mesh
Es scheint fast, als würden wir eine zweite „Modewelle“ des Networking erleben. Wie bei wiederkehrenden Modetrends ist auch hier Parallelität erkennbar. Sollten uns die öffentlichen Instanzen irgendwann wieder dazu zwingen, in die 1980er-Jahre zurückzureisen, werden viele Einzellösungen aus dem Boden sprießen, da die damalige Technologie sich weg von Maschennetzen und hin zu einer zentralen Datenhaltung auf Client-Server-Basis entwickelt hat.
Sicher ist das Internet als Ganzes mittlerweile auch unkontrollierbar geworden und es wird immer wieder einen gewissen Normal-Wildwuchs geben, der gegen die Norm wächst, aber das Internet ist maßgeblich durch die USA, die Entwicklungen dort und deren Behörden geprägt worden. Vermutlich kann niemand genau sagen, welche und wie viele Backdoors in den Standardisierungen, die in den Vereinigten Staaten verabschiedet wurden, zu finden sind oder noch schlummern, bis sie irgendwann entdeckt werden. Die Integrität und das damit verbundene Vertrauen in amerikanische Unternehmen wie Google, Apple, Microsoft, Netzwerkprodukthersteller und die Hersteller und Dienstleister von Sicherheitssystemen jeder Art ist grade bei der Bevölkerung sehr gesunken. Die Ungewissheit tut ihren Rest.
Maschennetze sind von der Anschaffung für den Einzelnen definitiv auch günstiger als das Planen, Aufbauen und Warten eines eigenen, lokalen Rechenzentrums in jedem Wohnzimmer, kosten allerdings in Summe mehr als eine zentralisierte Lösung mit kleineren, schwächeren Gliedern, die darauf zugreifen. Als Übergangslösung ist soetwas durchaus realisierbar, auf lange Sicht wird ein „Internet der Dinge“ aber nicht mehr wegzudenken sein.
Update am 22. Mai 2014 um 12:00
Nun sind auch andere Teilnehmer in meiner näheren Umgebung im Netzwerk aufgetaucht. Das Userinterface ist schick und ohne überflüssigen Schnick-Schnack gehalten. Bisher ist es nur möglich, Fotos zu versenden. Weitere Funktionen, wie Sprachdateien oder Standortdaten versenden sind bisher nicht implementiert.
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UI im Chat: Schnörkellos und zeitlos |
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Einfache optische unterscheidung von Sender und Empfänger |
In den einzelnen Chats sind unterschiedliche Themen vertreten. Diese können frei gewählt werden – allerdings ist die sichtbare Zeichenlänge begrenzt und es gibt keine Möglichkeit, die Namen vollständig einzublenden, falls der vergebene Name länger ist. Das ist negativ aufgefallen. Die Übersichtlichkeit fehlt auch etwas, wenn mehrere Chats zur selben Zeit offen sind. Hier ist noch Nachholbedarf offen.
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Chats in Firechat: Namenslänge begrenzt |
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Einstellungen für Benachrichtigungen |
Die Einstellungen haben ebenfalls etwas mehr Unterpunkte erhalten – Die Meldungen bzw. Benachrichtigungen für einzelne Chats. Weitere Justierrädchen gibt es leider auch mit verfügbaren Chats nicht.
Was haltet ihr von Firechat? Zukunftsweisend oder nette Spielerei?
– nugaxstruxi